ZEIT ONLINE 10 vor 8
Aber worüber? Unsere Autorin hat sich für das Naheliegende, das Vertraute und Alltägliche entschieden: Sie schreibt über Familie und Familienleben. Und über sich selbst.
Weiterlesen
Aber worüber? Unsere Autorin hat sich für das Naheliegende, das Vertraute und Alltägliche entschieden: Sie schreibt über Familie und Familienleben. Und über sich selbst.
Weiterlesen
Du darfst nicht mitspielen. Einer der Kindergartensätze, die geblieben sind. Jedes Kind kennt ihn, jedes Kind hat ihn zu anderen gesagt. Auch du hast ihn benutzt. Du darfst nicht mitspielen. Noch immer hallt er in dir nach und zieht einen Schwanz anderer Sätze nach sich: Warum verstehst du kein Deutsch? Dein Haar ist so dunkel und schau mal, du hast ja Härchen auf dem Arm. Du kennst unsere Lieder nicht und was hast du da auf deinem Brot?
Es braucht nur ein einzelnes Kind, das dich vom Spiel ausschließt. Ist niemand da, der ihm widerspricht, niemand von den Großen, der sagt, auch du spielst mit, auch dein Haar ist schön, auch deine Lieder singen wir und wir hören dir zu, dann verhaken sich diese Sätze ineinander. Sie setzen sich in deinem Bauch fest und wachsen fortan mit dir mit. Ist niemand da, der alle zum Spielen zusammenruft, werden diese Worte wahr.
Zwischen unserer Kolumnistin und ihrem Vater herrscht Schweigen. Aber seit wann und warum eigentlich? Und muss man unbedingt reden, um sich zu verstehen?
Weiterlesen
Mein Vater kann sehr gut im Sitzen schlafen. Ihn stört es nicht, wenn sein Kopf dabei nach hinten kippt und bei jedem Atemzug sachte auf und ab wippt. Sein Mund öffnet sich dann, und er fängt an zu schnarchen. Es ist ein grässlicher Anblick, und nie schaffe ich es, ihm ein Kissen oder ein zusammengerolltes Handtuch in den Nacken zu legen, ohne ihn dabei zu wecken. Er soll nicht ohne Kissen schlafen, ich will nicht, dass er sich den Hals bricht. Sobald ich mit der Handtuchrolle neben ihm stehe, öffnet er die Augen, ich habe ihn nicht einmal berührt, allein meine Nähe hat ihn geweckt. Mit der Hand tastet er nach seinem Sonnenhut. Ein matschgraues Ding, das ihm meine Mutter vom Einkaufen mitgebracht hat. Er trägt den Hut, weil sie ihn dazu zwingt, er soll keinen Hautkrebs auf seiner Glatze kriegen. „Ich bin dann diejenige, die dauernd mit ihm ins Krankenhaus muss“, sagt sie.
Zugezogen, eingebürgert, aufgestiegen. Manche Menschen müssen sich alles erarbeiten. Wenn sich Erfolg einstellt, zweifeln sie an sich: Das ist das Hochstapler-Syndrom. Weiterlesen
Meine Bücher, Theaterstücke, Kolumnen handeln von meiner Identität als Deutsche mit türkischen Eltern. Plötzlich kann ich nicht mehr schreiben. Bin das wirklich ich? Weiterlesen
Ich war im Supermarkt, an einem Vormittag, es war wenig los. Ich räumte meine Einkäufe aufs Band, ich hatte jede Menge Sachen gekauft, und an der Kasse nebenan standen drei, vier Männer an. Sie trugen Handwerkerhosen mit schwarzen Knien, weißt du, ein Knieschutz ist das, glaube ich. Sie kauften sich Brötchen und etwas zu trinken. Ich habe sie auch nur gesehen, weil sie schräg in meinem Blick standen.
Weiterlesen
Familie kann so vieles sein. Deshalb haben wir bekannte Autoren gefragt, was sie persönlich mit diesem Begriff verbinden. Weiterlesen
Zur Finissage der Ausstellung „Ich habe mich nicht verabschiedet | FRAUEN IM EXIL“ von Heike Steinweg sprach die Schriftstellerin Dilek Güngör am 15. Januar mit Dima Al-Bitar Kalaji, Doha El Jaduh und Nivin Maksour über ihre Erfahrungen als junge Mütter im Exil, über Kindererziehung und das Leben zwischen den Sprachen. Weiterlesen
Heißt gelungene Integration, die richtigen Hausschuhe zu tragen und die richtige Wurst zu essen? Wohl kaum. Wir müssen endlich lernen, dass es „das Normale“ nicht gibt. Weiterlesen